MoGraph: Die Effektoren – Der Verzögerung-Effektor
Wie der Name schon andeutet, hat dieser Effektor etwas mit der zeitlichen Veränderung der Klone zu tun. Die Klone müssen daher bereits über eine Animation, z. B. durch einen anderen Effektor in Schwung gebracht werden, damit wir etwas von diesem Verzögerung-Effektor haben. Lassen Sie uns daher eine einfache Szene erstellen, wie sie in Abbildung 5.79 zu sehen ist. Dort habe ich flache Würfel-Grundobjekte mit einem Klon-Objekt nebeneinander aufgereiht. Rufen Sie anschließend einen Simpel-Effektor auf, der eine lineare Form für die Abnahme verwendet und platzieren Sie diesen seitlich neben der Klonreihe.
Abbildung 5.79: Testaufbau für den Verzögerung-Effektor
In den Parametern des Simpel-Effektors schalten Sie alle drei Optionen für Position, Skalierung und Winkel an. Ich benutze dabei die Werte 0, -100, 1200 für die Position, lasse die Klone gleichmäßig um -1 skalieren und trage für W.P den Winkel -90° ein. Wenn Sie die Ausrichtung der Abnahme am Simpel-Effektor nun noch auf +X einstellen und den Effektor in der Effektoren-Liste des Klon-Objekts aufführen, sollten die Würfel im Abnahmebereich des Effektors nach hinten verschoben, dabei um 90° gedreht und auf die Gesamtgröße 0 reduziert werden. Dies hat den Effekt, als kamen die Würfel aus den Tiefen des Raums angeflogen und würden sich nebeneinander zu einer Mauer aufrichten. Versuchen Sie dies durch zwei Position-Keyframes für den Effektor zu animieren, indem Sie in dieser Animation einfach den Simpel-Effektor von rechts nach links verschieben. Am Anfang der Animation sollte der 3D-Raum leer sein und am Ende sollte die Klon-Mauer vollständig vor uns stehen. Die folgende Abbildung 5.80 fasst diese Schritte nochmals zusammen.
Abbildung 5.80: Einstellungen am Effektor und dessen Keyframe-Animation
Lässt man diese Animation ablaufen, wirkt alles zwar recht nett, aber wenig dynamisch. Die Würfel stoppen nach dem Heranfliegen abrupt in ihrer Endstellung. Hier kommt der Verzögerung-Effektor ins Spiel. Da dieser auf die Veränderungen an den Klonen zugreift, lassen sich keine eigenen Parameter für Position, Skalierung und Winkel eintragen. In der Parameter-Rubrik finden wir nur die drei Optionen für Position transformieren, Skalierung transformieren und Winkel transformieren. Setzen Sie für die Eigenschaft der Klone ein Häkchen, die eine Verzögerung zeigen soll. Die Art und Stärke des Effekts wird dann auf der Effektor-Seite des Dialogs eingestellt. Dort finden wir ein Modus-Menü, bei dem die Modi Gleichmäßig und Blenden recht ähnliche Ergebnisse liefern. Wir vergleichen die unterschiedlichen Modi durch einen kleinen Trick, wie in Abbildung 5.81 zu sehen.
Abbildung 5.81: Vergleich der Verzögerung-Modi mithilfe einer MoInstanz
Gruppieren Sie dafür ein MoInstanz-Objekt anstatt des Würfels unter dem Klon-Objekt ein. Sie finden dies im MoGraph-Menü. Den Würfel platzieren Sie außerhalb der Klon-Objekt-Hierarchie und geben diesen per Drag&Drop als Objektreferenz in der MoInstanz an.
Den Original Würfel können Sie anschließend so verschieben, dass er nicht mehr in der Editoransicht zu sehen ist. Über den Vergangenheit-Wert an der MoInstanzen können Sie jetzt eine beliebige Anzahl an Objekten eingeben, die praktisch die letzten Animationsbilder der Würfel nachstellen. Wie auf der rechten Seite der Abbildung 5.81 zu erkennen, wirkt das dann wie ein Nachzieheffekt. Dies ermöglicht uns, die unterschiedlichen Bewegungen der Klone in den ersten beiden Verzögerungs-Modi besser vergleichen zu können. Wählen Sie zuerst den Modus Gleichmäßig aus und wählen Sie dafür eine Stärke von 50% in den Effektor-Einstellungen des Verzögerung-Effektors. Achten sie darauf, dass der Verzögerung-Effektor nach dem Simpel-Effektor in der Liste des Klon-Objekts steht. Nur so kann er auf dessen Verschiebung der Klone reagieren. Wenn Sie nun die Animation bildweise durchschalten und eine höhere Anzahl für Vergangenheit an der MoInstanz gewählt haben, können Sie ein Ergebnis wie in der oberen rechten Hälfte von Abbildung 5.81 beobachten. Die Klon-Bewegung wirkt insgesamt abgebremst, als würden sich die Klone wie durch Gelee bewegen. Dabei ist die Geschwindigkeit der Klone jedoch gleichförmig schnell, was an den konstanten Abständen zwischen den MoInstanzen gut zu erkennen ist. Auf den ersten Blick ähnlich fällt das Ergebnis im Modus Blenden aus, der rechts unten in Abbildung 5.81 festgehalten wurde. Auch hier bewegen sich die Klone mit zunehmender Stärke behäbiger, es ist jedoch eine Beschleunigung zu beobachten. In der Anfangsphase der Bewegung legen die Klone größere Distanzen zurück als kurz vor Ende. Auch dies lässt sich wieder an den Lücken zwischen den MoInstanzen ablesen. Ganz anders der Modus Feder.
Je nach Stärke in den Effektor-Einstellungen regeln Sie in diesem Modus die Flexibilität einer simulierten Feder, die an dem Klon befestigt wird. Bewegt sich der Klon, sorgt die Feder dafür, dass dessen Bewegung eine zusätzliche Eigendynamik erhält. So kann so ein Klon z. B. nicht einfach von einem Bild zum nächsten sofort zur Ruhe kommen. Es kommt zu einem Nachfedern oder Nachschwingen der Position, der Skalierung oder des Winkels. Dies lässt sich ganz gut an Abbildung 5.82 erkennen.
Abbildung 5.82: Links ohne Feder-Verzögerung, rechts mit
Die linke Hälfte zeigt die Bewegungsphasen eines unserer Würfel-Klone aus der seitlichen Ansicht. Start- und vor allem Endzustand der Animation sind klar zu erkennen. Ganz anders auf der rechten Seite der Abbildung 5.82, wo der Modus Feder mit einer Stärke von 50% aktiviert wurde. Der Würfel tanzt noch ein paar Animationsbilder um die Endstellung herum, bis er dort schließlich zur Ruhe kommt. Dabei können die Klone auch leicht über ihr Ziel hinausschwingen. Das hängt hauptsächlich von der Geschwindigkeit ab, mit der die Klone animiert wurden und natürlich von der Stärke der Feder am Verzögerung-Effektor. Je größer die Stärke ist, desto länger benötigt ein Klon, um sich aus der Ruhe in Bewegung zu setzen und desto weiter wird er nach einem abrupten Stopp in der Animation über das ursprüngliche Ziel hinausschließen. Die folgende Abbildung 5.83 belegt dies.
Abbildung 5.83: Links eine Stärke von 20%, rechts eine Stärke von 100%
Die Abbildung 5.83 zeigt zwei Mal die gleiche Szene, links mit einer Stärke von 20% im Verzögerung-Effektor, rechts mit 100%. Je kleiner der Stärke-Wert ist, desto ähnlicher wird die Animation dem normalen Animationsverhalten ohne Verzögerung. Der Effektor kann wie bereits gewohnt aber auch für die Deformation eingesetzt werden. Die folgende Abbildung 5.84 gibt auch dazu ein Beispiel. Dort wurde eine Ebene konvertiert und über PLA-Keyframes in Ihrer Form verändert. Auch hier führt der Verzögerung-Effektor im Modus Feder zu einem Nachwackeln der Endform, wenn die Deformation der Punkte in der Deformation-Rubrik aktiv ist. Die linke Seite der Abbildung zeigt die Form der Ebene in den beiden PLA-Keyframes. Die rechte Hälfte der Abbildung zeigt zwei Phase des Nachschwingens, nachdem das zweite Keyframe bereits erreicht wurde. Die Intensität des Nachschwingens kann durch die Geschwindigkeit der Deformation und somit den Abstand der PLA-Keys beeinflusst werden.
Abbildung 5.84: Nachfedern einer PLA-Animation
Über den Autor
Dieses Tutorial ist ein Auszug aus dem CINEMA 4D-Kompendium zur Animation von Arndt von Koenigsmarck. Das komplette C4D-Kompendium mit über 950 Seiten Know-how als Download (PDF) gibt es hier: CINEMA 4D-Kompendium – Die Animation.
